inHard: Was kannst du mir denn über die Bandgeschichte der Daughters erzählen?
Claas-P.: Die 3 anderen Jungs (also Gitarre, Bass und Schlagzeug) hatten zuvor in einer Band namens Hutch mit einem anderen
Sänger gespielt. Und ich war als Solokünstler unterwegs und hatte auch eine Band am Start. Und als diese Bands dann langsam
zerbröckelten, sind wir uns nach einigen Festival-Kurzkontakten in irgendeinem Pub über den Weg gelaufen. Ich hab’ den Dreien dann gestanden, dass sie meine
Lieblingsband sind, und sie mir, dass ich schon immer ihr Lieblingssänger war. Und dann dachten wir uns: „Gut, lass uns mal was probieren!“ Das war vor mehr als einem
Jahr, ist also noch gar nicht so lange her.
inHard: Habt ihr euch beim Start musikalisch an der Band Hutch orientiert, oder
habt ihr euch überlegt, einen offenen musikalischen Weg einzuschlagen, der auch auf eurer Platte zu hören ist?
Claas-P.: Es war natĂĽrlich schon so, dass wir zu Anfang ĂĽberlegt haben, was Sinn
macht. In Richtung meines Soloprojekts konnten wir nicht gehen, da jeder von den Dreien natürlich so viele musikalische Ideen hatte, die selbstverständlich berücksichtigt
werden mussten. Und da es auf menschlicher Ebene wunderbar bei uns funktioniert, wurde es eine gleichberechtigte Sache, bei der jeder seinen kreativen Input in den Bandkontext einbringen konnte.
inHard: Vom Datum der BandgrĂĽndung muss die Einspielung des Albums recht schnell erfolgt sein?
Claas-P.: Das ist richtig. Wir haben uns ziemlich schnell in den Proberaum gepackt, um
die Songs zu schreiben und zu erarbeiten. Ein sehr fruchtbarer und kreativer Prozess - wir sind derzeit sogar schon mit den Stücken unseres nächsten Albums beschäftigt.
inHard: Deine Stimme ist nicht nur sehr wandlungsfähig, sondern verfügt fast
schon über ein Frauentimbre. Ich denke da insbesondere an „Rolling“, die zweite Nummer der CD...
Claas-P. (lacht): Ja, ich beherrsche die Falsettstimme auch ganz gut, was aus meiner
musikalischen Vergangenheit herrĂĽhrt. Ich bin halt schon viel um die Welt gekommen und habe in den unterschiedlichsten bzw. bizarrsten Bandkonstellationen gesungen. Da
lernt man so was. Ich hab’ versucht, in die einzelnen Stücke eine möglichst große Bandbreite meiner Stimme zu legen. (lacht) Und hoch singen geht bei mir halt ganz gut,
weshalb ich es hin und wieder auch ganz gerne nutze.
inHard: Funkmeister Prince beherrscht dieses Genre ja auch ganz perfekt...
Claas-P.: Ja, das stimmt. Es kann auch gut sein, dass „Rolling“ schon eine kleine
Hommage an Prince geworden ist. Vom Gesang her auf jeden Fall.
inHard: Neben „Rolling“ gefällt mir auf der Platte übrigens auch „Beautiful Girl“ sehr...
Claas-P.: „Beautiful Girl“ ist eine sehr interessante Nummer, bei der ich tatsächlich in
New York war, als ich sie geschrieben habe. Ich hatte mir seinerzeit ĂĽberlegt, einer Frau einen Heiratsantrag zu machen und dann diese Zeilen geschrieben. (lacht) Das
Lied ist geblieben, aber aus dem Rest wurde dann doch nichts...
inHard: Beim weiblichen Geschlecht könnte das eine oder andere Stück auf der CD tatsächlich gut ankommen...
Claas-P (lacht): Na ja, zum Heiraten gehört schon etwas mehr, als dass nur ein Stück
gut ankommt. Da gibt’s auch Dinge wie Lebensplanung und so...
inHard: Jedenfalls verfügt ihr Vier mit einem geschätzten Alter von Mitte
Zwanzig ĂĽber einen recht groĂźen (musikalischen) Erfahrungsschatz!
Claas-P.: Das stimmt. Dennis, unser Gitarrist, hat schon als 16jähriger mit T.M. Stevens
auf der Bühne gestanden und sehr früh weltweit Erfahrung gesammelt. Ich für meine Person hab’ etwa im selben Alter in Amerika gespielt, vorzugsweise Klavier. Das mit
dem Gesang hat sich dann erst später entwickelt.
inHard: Woher rĂĽhrt deine enge Verbindung zu den USA?
Claas-P.: Ich hab’ als Kind dort sehr lange gewohnt und hab’ auch heute immer noch
einen sehr engen Kontakt zu diesem Land. FĂĽr 2-3 Monate bin ich jedes Jahr normalerweise in Amerika auf Tour.
inHard: Also ist Englisch fĂĽr dich so etwas wie eine zweite Muttersprache?
Claas-P.: Ja, klar. Ich bin damit aufgewachsen und das ist natĂĽrlich von groĂźem Vorteil,
wenn du mittels Sprachen dich sicher auf internationalem Terrain bewegen kannst. Die Musik der Daughters ist fĂĽr ein internationales Publikum gemacht, was auch die vielen
ausländischen CD-Bestellungen auf unserer Website bestätigen.
inHard: Gab es denn bei euren Auftritten auch schon enttäuschte
Konzertbesucher, die „4 hässliche Mädchen“ auf der Bühne erwartet haben und dann 4 Jungs losrocken sehen?
Claas-P. (lacht): Das kann natĂĽrlich passieren. Aber wenn jemand unser Konzert
besucht und 4 hässliche Töchter erwartet, dann kann er sich vielleicht auch damit anfreunden, 4 sehr maskulin geratene Mädchen in Augenschein zu nehmen.
inHard: Jedenfalls zeugt euer Bandname von einer gehörigen Portion Selbstironie!
Claas-P.: Wir finden den Namen einfach ganz witzig. Wenn man sich mit den Texten
der Daughters aber mal eingehender beschäftigt, kommt man sehr schnell auf den Trichter, dass bei uns nicht nur alles scherzhaft gemeint ist. Da gibt es auch sehr viel
Melancholisches und Lyrics, bei denen ich mir schon sehr wohl etwas gedacht habe. Das ist aber auch das Gute an unserer Platte: Man kann sich als Hörer wirklich
die Zeit nehmen, um sich mit den Texten näher zu befassen. Oder man lässt den abwechslungsreichen Rock’n’Roll, den wir machen, einfach nur auf sich wirken. Das
funktioniert Beides ganz hervorragend...
Rainer Guérich CD: 4 Ugly Daughters (Coast Rock Records)
www.4uglydaughters.de
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