Zu den geäußerten Gedanken, das BYH nach dem nächstjährigen Event zu Grabe zu tragen kann und will ich nur hoffen, dass
es dazu nicht kommen möge, die Metal-Szene braucht dieses Festival. Nun aber zu den Auftritten...
Freitag 25.07.04
Cage
hatten den undankbaren Opener-Job und erfĂĽllten diesen mehr als ordentlich. Mit Ihrem starken dritten Album, auf dem der Hauptteil des Gigs aufgebaut war, konnten sie die Banger auf ihre Seite
ziehen. Neben Sänger Sean Peck war Gitarrist Dave Garcia, der Oberarme besitzt wie andere Menschen Oberschenkel, optischer Blickfang. Insgesamt ein guter Einstieg ins diesjährige BYH.
Mit den Ruffians präsentierte sich die erste Kultband des Tages und räumte gut ab.
Insbesondere Sänger Rich Wilde zog die Blicke auf sich, nicht nur wegen seines 85`er DIO-Shirts, und ließ Kultsänger Carl ACE Albert (RIP) vergessen. Wenn man dann noch
bedenkt, dass der Erfolg auf „nur“ einer EP beruht, wird die Wichtigkeit dieses Teils klar. Songs wie „Run for Cover“, „Fight For Your Life“ oder „Eyes Of Fire“ sind einfach
klasse Metal. Die Hoffnung auf ein neues Lebenszeichen dieser Truppe sollte nach diesem Auftritt steigen, zumal es noch Songs wie „Do Or Die“ (Demosong) gibt...
Kultig ging es mit Shok Paris weiter. Zwar bin ich leider nur im Besitz des Drittlings
„Steel And Starlight“ meiner Begeisterung über den Auftritt tut das aber keinen Abbruch. Echter, klassischer 80`er Jahre Metal mit (US-) Power-Metaltendenzen ist genau die
richtige Musik für die Fans in Balingen. Da die ersten beiden Alben wiederveröffentlicht werden, kann ich auch diese Lücke endlich schließen...
Auf Kingdom Come konnte ich gut verzichten, zu Blaze war aber erscheinen wieder
Pflicht. Der Ex-Maiden-Fronter wurde den Erwartungen auch gerecht und konnte stimmungstechnisch Akzente setzen. Songs wie „Silicon Messiah“, „Ten Seconds“,
„Blood And Belief“ sowie „Man On The Edge“ von Maiden wurden zurecht abgefeiert. Der oft Kritisierte strahlte zurecht und freute sich der Ovationen...
Die Spielfreude von den Ruffians oder Blaze hätte auch Primal Fear gut zu Gesicht
gestanden. Die Schwaben zockten tight, aber fĂĽr meinen Geschmack zu routiniert ihre, fraglos guten, Songs herunter. Dass die Band bei ihrem Heimspiel trotzdem abgefeiert wurde, zeigt ihren hohen Stellenwert.
Der Auftritt der New Yorker Moshkings gehört zu den (nicht wenigen) Highlights des
BYH. Alter Stoff wie „Madhouse“, „Indians“ und „Caught In A Mosh“ oder neueres Material wie „Safe Home“ und „What Dosen`t Die“ wechselten sich geschickt ab. Die
Bühnenpräsenz war imposant, womit eine weitere Siegerband feststeht.
Auf CD gefallen mir die Kinder Bodoms sehr gut, live gibt es aber noch einiges zu
verbessern. Besonders negativ ist, dass Alexi Laiko zu beschäftigt und örtlich gebunden ist mit Gitarre und Gesang, um noch großartig als „Anheizer“ zu fungieren. Musikalisch
ordentlich fehlt hier etwas das mitreißende Element in der Perfomance, weshalb ich, wie bei Primal Fear, nur ein durchschnittlich vergebe. Hier wäre es besser gewesen, mit Anthrax
die Position im Billing zu tauschen.
Nichts erwartet hatte ich von Gotthard und wurde folglich nicht enttäuscht, aber leider
auch nicht angenehm überrascht. Der Gig zog einfach so an einem vorbei, ohne besondere Höhepunkte. Wenn ich an die erste Konzertreise der Schweizer denke (Vorgruppe von Magnum) ...
Die Veröffentlichungen der letzten Jahre ignorierend spielten Queensryche das
Metal-Album schlechthin (fast) komplett durch plus die Zugabe „Take Hold Of The Flame“. Mit an Bord war Pamela Moore, was dem Auftritt den Glanz gab, der seinerzeit
auf der „Empire“-Tour herrschte. Grandioser Auftritt, der nur darunter litt, dass nicht noch mehr Lieder gespielt werden konnten...
Solide der Auftritt von Schock-Rocker
Alice Cooper, der zwar musikalisch zufrieden stellen konnte, an Showelementen aber doch etwas schwach war. Songs wie „No More Mr. Nice Guy“,
„Billion Dollar Babies“, „Eighteen“, „Only Women Bleed“, „School`s Out“ oder „Poison“ kennt halt jeder und neueres Material wie „Brutal Planet“, „Man Of The Year“ und „Between
Highschool & Old School“ ist auch nicht zu verachten, so dass der Headlinerstatus letztlich noch gerechtfertigt war.
Samstag 26.07.04
„All Hail The Majesty“ dachten sich nicht wenige Banger am Samstagmorgen und machten den Franken ihre Aufwartung.
Diese ließen sich dann auch nicht lumpen und lieferten ein „Best-Of-Set“, das es in sich hatte. „Heavy Metal Battlecry“, „Into The Stadiums“, „Reign In Glory“ oder „Metal To The Metalheads“
bestätigten die Frühaufsteher und lassen den Tag mit Partystimmung beginnen.
Verstärkt durch Twisted Tower Dire-Frontmann Tony Taylor sind danach Ballistic, die
Band um Metal - Urgestein Tom Gattis, an der Reihe. Dass die Band nicht ganz so gut wie Majesty ankommt, liegt wohl hauptsächlich daran, dass die Menge das
Songmaterial noch nicht kennt (ein schwerer Fehler). Die Band gibt nämlich Vollgas und absolviert einen Klasse-Gig. Höhepunkt dürfte der von Gattis gesungene
Tension-Klassiker „Wrecking Crew“ sein, hoffentlich bald in den Clubs zu sehen...
Angel
habe ich mir geschenkt, aber die Legende Omen kann ich nicht oft genug sehen, was auch fĂĽr etliche andere gilt, denn sie wurden mit offenen Armen empfangen. Die lieĂźen sich auch nicht
lumpen und stiegen mit „The Axeman“ und „Battle Cry“ gleich voll ein. Neben weiteren Klassikern wie „Death Rider“, „In The Arena“ oder „Dragons Breath“ wurden auch neuere Stücke wie „Eternal
Black Dawn“ „1000 Years Reign“ gespielt, wobei es bei den neueren Songs keinen Stimmungsabfall gab ! Große Geste der Band, dass des verstorbenen Sängers J. D. Kimball gedacht wurde!
Trotz fraglos vieler guter Auftritte, meine Band 2004 waren Lillian Axe. Eigentlich ist es unvorstellbar, wieso diese Band nicht groĂź
rausgekommen ist, etwas Besseres gab und gibt es im Bereich des melodisch/kommerziellen Hardrocks nicht. Meiner Freude über „Misery Loves
Company“, „Letters In The Rain“, “The World Stopped Turning” oder “Mercy” tat das keinen Abbruch, nur die Tatsache das dies der letzte Gig mit Ausnahmesänger Ron Taylor war.
Bei keiner Band gab es so lange und laute Zugaberufe wie bei den Todesengeln.
Zurecht aber leider – des Zeitplans wegen – vergebens, denn der Frisco-Fünfer gab eine Galavorstellung in Sachen Musik und Stageacting. Wenn nächstes Jahr ein Best-Of BYH stattfinden soll, kommt man um
Death Angel nicht herum.
Nach der krankheitsbedingten Absage von vor 2 Jahren stand diesmal eine meiner
absoluten Favoritencombos im Bereich des bombastischen Hardrocks auf der Bühne. Magnum ließen sich auch nicht lange bitten und stiegen mit „All England Eyes“ und
„Wild Swan“ gut durch, bevor mit „Brand New Morning“ ein unbekannter Track vom kommenden Album vorgestellt wurde und sich glänzend einfügte. Das folgende „Back
Street Kid“ hätte ich zugunsten eines weiteren Klassikers weggelassen, aber mit „How Far Jerusalem“, „Vigilantes“ oder dem unsterblichen „Kingdom Of Madness“ konnten
die Briten weiter auftrumpfen. Stark!
Gelungen war auch der Auftritt der
Altherrenriege von Ufo, die mit einem Greatest Hits plus einige neue Songs sich gut in Szene setzen konnten. Showtechnischer Höhepunkt war einmal mehr Basser Pete Way, der im Liegen
sein Instrument bearbeitete.
Skid Row fand ich schon immer schlecht und habe mir daher auch Sebastian Bach geschenkt. Warum trotzdem etwas ĂĽber
ihn hier steht ? Der Typ blieb zu lange auf der Bühne, was sich später bitter rächen sollte, deshalb hier ein Sebastian Bach - nein danke und hoffentlich nie mehr !!!
Leidtragende waren u. a. Testament, welche aus zeitlichen GrĂĽnden ihren Set kĂĽrzen
sollten, aber trotzdem weiterspielten. Dass ihnen darauf der Strom abgedreht wurde, war die einzig logische Konsequenz. Schade, denn die Thrasher hatten bis dahin einen
guten Auftritt und das Publikum mehr als zufrieden gestellt.
Iced Earth hatten nur noch etwa eine Stunde Zeit, um Ihr Material zu spielen, was fĂĽr die
Menge an Songs natürlich viel zu wenig ist, zumal für „Gettysburg 1863“ alleine 20 Minuten abgingen. Daher fehlte natürlich einiges, trotzdem darf der Gig als gelungen
betrachtet werden. Der Ripper sang wie ein junger Gott, allerdings hielt sich sein Bewegungsradius in Grenzen, und Priest mĂĽssen sich fragen lassen, warum sie ein
solches Talent ohne Not ziehen lassen? So ging das Bang Your Head 2004 zufriedenstellend für alle zu Ende, und wir warten alle schon auf`s nächste Jahr...
Christian Kissel
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