inHard: Hallo Holggy, vielleicht könntest du mir zu Beginn etwas über das Konzept deines neuen und wirklich gelungenen vierten Albums „On A Trip To L.A.“
erzählen? Wenn ich es richtig verstanden habe, basieren die Texte zu den einzelnen Stücken auf dem gleichnamigen von dir und Rosa E. Haas geschriebenen Buch?
Holggy: Danke fürs Kompliment, Rainer! - Genau, konzeptionell ist dieses Album ein „Musical Book“. Und auf Grundlage des von
Rosa und mir geschriebenen Buches haben wir aus den inhaltlichen Schwerpunkten die Lyrics für die Songs des Albums entwickelt. Es hat mir riesigen Spaß gemacht, die hierzu
dramaturgisch passende Musik zu komponieren, auch wenn es eine große Herausforderung war. Anschließend wurde alles gemeinsam mit meinem musikalischen Weggefährten und Produzenten Michael Voss
arrangiert und umgesetzt.
inHard: Ich könnte mir vorstellen, dass es im Studio gar nicht so einfach war,
den Einsatz von insgesamt 16 musikalischen Gästen (abgesehen von Produzent und Gitarrist Michael Voss) auf den insgesamt 12 Stücken zu
koordinieren? Gab es diesbezüglich vielleicht Schwierigkeiten, habt ihr die Gesangsspuren separat aufgenommen oder wie bist du da vorgegangen?
Holggy: Michael, der ja auch die vorherigen drei Beggar's Bride Alben produziert hat,
bringt natürlich perfektes Know How für die Ablaufkoordination und unsere Arbeitsweise ein: Meine Songs liegen bereits vor und sind im Ablauf durchstrukturiert.
Die Basis für ihn sind meine Layouts der einzelnen Instrumente und der Vocals, die ich in meinem eigenen Studio in aller Ruhe entwickle und selbst aufnehme. Ab da beginnt
die intensive kreative Zusammenarbeit und Abstimmung mit Michael. Die Instrumentierungen innerhalb der einzelnen Stücke gestalten wir in unterschiedlichen
Versionen, um den finalen Vocalparts das atmosphärisch passende Gewand maßzuschneidern. Für die Vokalisten singt Michael auch die Info-Spuren, die
sogenannten Guide Tracks ein. Auf dieser Grundlage haben unsere Sänger/Sängerinnen die passende Vorlage und können bei den Aufnahmen noch ihre
eigene Persönlichkeit einbringen. Eine absolut entspannte Arbeitsweise, da wir uns so Track by Track vollkommen auf die einzelnen Künstler, die abwechselnd ins Studio
kommen, konzentrieren können. Selbiges gilt auch für die Instrumentalisten.
inHard: Auf der Scheibe sind abwechselnd 9 Gesangsstimmen zu hören, was
jede Nummer zu etwas ganz Besonderem macht. Mit dabei sind u.a. Aino Laos, Ela, Gary Barden, Marc Storace und sogar Schauspielerin Dorkas Kiefer, die
mich stimmlich auf „A Trip To L.A.“ positiv überrascht hat. Hast du beim Schreiben der Stücke eigentlich schon gewusst, wer dann wo welchen Mikropart im Studio übernehmen sollte?
Holggy: Durch unsere Buchvorlage konnten wir uns vorher eigentlich nur festlegen, für
welchen Song eine männliche oder weibliche Leadstimme in Frage kommt. Die finale Auswahl, wer welchen Titel singen soll, haben wir erst nach der Vorproduktion getroffen,
da uns die einzelnen Stimmcharaktere ja vertraut waren. Ich denke, die Zuordnung ist uns gut gelungen.
inHard: Klasse finde ich die stilistische Unberechenbarkeit deines „L.A.- Trips“,
angefangen vom atmosphärischen Slidegitarren-Intro („Beggar‘s Libretto“) über wogenden Hammond-verzierten Midtempo-Rock („Blaze And Ashes“),
straighte Losgehnummern („The Yellow Scorpio“) bis zu dem ungewöhnlichen Danceloop in „Cold Wave“. Auf der Platte gibt es bei jedem Hördurchlauf immer
noch eine ganze Menge an Details zu entdecken. Da hast du bzgl. der Arrangements wirklich einen tollen Job gemacht ohne die einzelnen Tracks mit unnötiger klanglicher Fracht zu überladen…
Holggy: Zum einen sind wir unserer Philosophie „Weniger ist mehr“ wieder treu
geblieben, zum anderen kann man mit den Freunden, die uns bei der Produktion unterstützt haben, und deren musikalischer Erfahrung wirklich nichts falsch machen.
inHard: Über wieviele Gitarren verfügst du eigentlich und wieviele hast du auf
der CD eingesetzt? Hast du in deiner Sammlung vielleicht ein bevorzugtes Lieblingsinstrument, über dessen Herkunft und Klangcharakter du mir Näheres erzählen könntest?
Holggy: Es sind ca. 20 Gitarren, das sind aber für mich keine Sammlerstücke, sondern
Gebrauchsgitarren. Für meine Gitarrenparts auf dem Album habe ich davon 4 Stück eingesetzt. Mein Lieblingsinstrument ist im CD-Booklet abgebildet: Es ist eine
schwarze Framez-Gitarre mit dem Modelnamen BB, Baujahr 1959. Eine italienische Gitarre aus der ersten Modellreihe von Wandré Pioli, die unter der 'Framez-Brand' der
Meazzi-Brüder gebaut wurde. Sie ähnelt optisch einer Les Paul Junior, hat aber einen Aluminium-Hals und Davilo-Pickups, was für einen ganz speziellen Sound sorgt. Und
dass BB für Brigitte Bardot steht, war beim Spielen nicht uninspirierend... (schmunzelt).
inHard: Hast du besondere Lieblingsstücke auf der Platte?
Holggy: Meine leichten Favoriten sind einmal „A Trip To L.A.', der Leitsong des
Albums, mit dem sehr ausdrucksstarken Gitarren-Solo von Michael Voss - und daneben „The Heat“. Mich überzeugen auf diesem Stück insbesondere die Vocals von
Gary Barden, den du sicherlich von der Michael Schenker Group und Silver kennst, und das grandiose Gitarrensolo von Michael, das die flirrende und emotionale Hitze richtig
hörbar macht. Der perfekte Soundtrack zum komplett autobiographischen Text!
inHard: Wird es zur Albumveröffentlichung auch Konzerte von Beggar‘s Bride
geben, was wegen der unterschiedlichen Sänger ja vielleicht auch nicht so leicht zu realisieren sein wird?
Holggy: Das ist in dieser opulenten Form leider nicht machbar. Einerseits sind die
meisten der Album-Protagonisten, wie z.B. Bertram Engel und Don Airey natürlich mit ihren anderen Projekten ständig auf Tour oder im Studio. Andererseits würden die
Veranstalter sicher schnell abwinken, wenn sie die Kosten für so einen großen Tross inklusive der erforderlichen technischen Helfer übernehmen müssten. Dafür habe ich
Verständnis in der heutigen Zeit. In abgespeckter Form wird man uns aber sicher zu sehen bekommen. Da die CD ja nun fertig ist, haben wir wieder Zeit, uns um Gigs zu
kümmern. Was uns aber jetzt schon sehr freut ist die Tatsache, dass interessanterweise Schulen bei uns angefragt haben, einzelne Titel in ihren Musik- und
Theateraufführungen verwenden zu dürfen. Offenbar kommt unser „Old School Rock“ auch bei den Kids gut an. Vielleicht liegt das aber (unterbewusst) auch am Cover, das
Mela Rosenkind für uns illustriert hat. Sie war ja auch die Illustratorin für das erste Tabaluga-Album von Peter Maffay. Toll, dass sie Lust und Zeit hatte, unsere Ideen zeichnerisch umzusetzen.
inHard: Noch eine abschließende Botschaft an deine Fans?
Holggy: Gerne ein Zitat, das allen ELP-Fans vertraut ist: „Welcome back my friends to the show that never ends!“
Rainer Guérich
CD: On A Trip To L.A. (A-Minor Records/Point Music) www.myspace.com/beggarsbride
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