THIERRY PACHE: Fakir
wurde 2008 gegründet, als sich meine alte Band am Auflösen befand. Damals ging es aber nur darum, für meine Arbeit außerhalb der Band einen Namen zu haben. Das Ganze hat sich jedoch schnell zu einem
eigenständigen Hauptprojekt entwickelt. Gleichzeitig wurde ich von meinen Freunden von FAQ angefragt, sie live an der Gitarre und am Keyboard zu unterstützen. Wir sind dann quer durch Deutschland und
Spanien als Support fĂĽr Unheilig gereist. Eine phantastische Erfahrung, welche natĂĽrlich auch in Fakir eingeflossen ist, vor allem was die
Arbeitsmethoden betrifft. - Ich habe dann langsam mit dem Aufnehmen begonnen und wurde zweimal vom englischen Label Matchbox fĂĽr einen Samplerbeitrag angefragt.
Dies hat natĂĽrlich einen ziemlichen Schub gegeben und mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Als es jedoch darum ging, fĂĽr das Album ein Label zu finden, habe
ich ein Schweizer Label bevorzugt und mit Phénix einen zuverlässigen Partner gefunden.
inHard: Hast du alle Instrumente auf der CD selbst gespielt?
THIERRY PACHE: Ja, ich wusste genau, wie der Bass klingen sollte, was die
Keyboards zu tun hatten und sah irgendwie keinen Sinn darin, dies noch anderen Leuten erklären zu müssen. Das gleiche gilt für die Drums, die ich programmiert habe.
Zudem ist es nicht immer einfach, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt zu finden. Das ist erst später passiert, als für die Live-Umsetzung eine Band nötig war. Mit Mike
(Bass), Antonio (Gitarre) und Christian (Drums) habe ich echte GlĂĽckstreffer gelandet!
inHard: Wie lange haben die Aufnahmen gedauert?
THIERRY PACHE: Da ich bei der Aufnahme alleine an Bord war, musste vieles
natürlich in der „Learning By Doing“-Manier gemacht werden. Dies hat sich natürlich auf die Produktionszeit niedergeschlagen. Andererseits lernt man dabei extrem viel dazu.
Was die Entstehung der Songs selbst angeht, waren die Zeitspannen unterschiedlich. An einigen Songs habe ich ĂĽber mehrere Monate gefeilt, andere wurden extrem
schnell geschrieben und aufgenommen. Bei „To Where“ waren es beispielsweise lediglich zwei Tage.
inHard: Du hast die Songs in deinem Heimstudio aufgenommen?
THIERRY PACHE: Richtig, zuhause habe ich mir ein Zimmer als Studio eingerichtet.
Mit den heutigen Möglichkeiten ist es nicht mehr unbedingt nötig, ein teures Studio zu mieten. Neben den Amps (Roland JC-120 und Fender) bestand das Equipment aus
diversen Keyboards (MicroKorg, USB Keyboard, aber auch viel ältere Sachen), den entsprechenden Mics und am Schluss der Kette Mac und Cubase. Im Demo-Stadium
habe ich viel mit einem Boss-Mehrspurengerät gearbeitet. Die ursprüngliche Idee war, unterschiedliche Gitarren einzusetzen, aber auf der Scheibe ist lediglich eine Fender
Jaguar HH und eine Ovation LX-1777 zu hören. Beim Bass handelt es sich um einen Fender Jazz Bass. Soviel zum Technischen. - Dadurch, dass ich im eigenen Studio
aufgenommen habe, konnte ich vieles ausprobieren: Sounds einstellen, Effekte testen usw. ohne noch einen armen Tontechniker verrĂĽckt zu machen! Und diese Ruhe, oder
besser gesagt, diese Freiheit im kreativen Prozess, war genau das, was ich suchte und wollte. Die Songs bestehen aus 35-45 Spuren, was aus Zeit- und FinanzgrĂĽnden in
einem klassischen Studio kaum möglich gewesen wäre. Wie gesagt, „Learning By Doing“, aber auch „Learning By Testing“. Es ist eine ganz andere Erfahrung als mit
einer Band in einem Studio aufzunehmen, mit seinen Vor- und Nachteilen. RĂĽckblickend wĂĽrde ich es aber nicht anders machen.
inHard: Die Songs wurden von Tony Harris (Sisters Of Mercy, Verve) in den
Londoner New River Studios gemixt. Welche Erinnerungen hast du an Tony, hat er den Sound von Fakir beeinflusst?
THIERRY PACHE: Tony ist ein phantastischer Mischer. Wir kennen uns schon lange
und hatten bereits früher zusammen gearbeitet. Er hat seine Sporen mit dem legendären Dave Allen verdient, was eigentlich alles sagt. Tony hatte freie Hand, ich
habe ihm lediglich kurz geschildert, wie ich mir die jeweiligen Songs vorstelle. Er hat dann seinen Senf dazu gegeben und in drei, maximal fĂĽnf Takes waren die Songs
gemischt. An der Struktur der Songs wurde nichts geändert, aber in jedem sind Tonys typische Inputs zu hören, so zum Beispiel sein Tambourine oder gewisse Geräusche.
Nebst seinen Fähigkeiten als Mischer ist er ein toller Typ, der immer wieder kreative Ideen einbringt, auch wenn sie anfänglich verrückt scheinen. Für mich stand von Anfang
an fest, dass er das Album mischen würde. Gemastert haben wir die CD in London bei „Air“. Phantastische Studios in einer alten Kirche. Und Matt Colton ist ein Meister seines Fachs.
inHard: Kannst du mir etwas über die Dark Sound-Philosophie von Fakir erzählen?
THIERRY PACHE: Ich weiß nicht, ob man von einer „Dark Sound Philosophie“ bei Fakir
sprechen kann. Tatsache ist, dass ich keine Gitarre anfassen kann, ohne zwangsläufig Moll-Akkorde zu spielen... Grundsätzlich finde ich es auch interessanter, etwas andere,
schrägere, und zum Teil auch dunklere Aspekte des Lebens zu behandeln. Aber natürlich immer mit einem Hauch Ironie. Und unter uns gesagt, wenn die Sonne scheint
und alles ok ist, habe ich anderes zu tun, als mich einzusperren und Songs zu schreiben… Viele Reviews haben unterstrichen, dass „We'll See When We Get There“
ein sehr dunkles Album ist. Persönlich sehe ich dies jedoch nicht so. Klar, Charts-gängig ist es kaum, aber ein gewisser Pop-Anteil ist doch vorhanden… Wobei,
jetzt wo du es erwähnst, „dark“ ist es schon!
inHard: Gibt es Künstler, die dich soundmäßig beeinflusst haben?
THIERRY PACHE: Ich höre viel verschiedene Musik, ohne mich in einem Stil
festzusetzen. An einem Tag kann es nur Serge Gainsbourg sein, am nächsten nur The Clash und am übernächsten Radioscheiß. Ich denke aber, dass die Einstellung mich
mehr beeinflusst als der Sound... der Ansatz zur Musik, oder zum Musik machen... Sonic Youth, Clash, Pavement, EinstĂĽrzende Neubauten... Eine gewisse
„Punk“-Einstellung zum Musikmachen im Sinne von „Mach’ was du willst, mach’ was du kannst, aber mach es!“
inHard: Von was handeln die Texte?
THIERRY PACHE: Die Lyrics sind eigentlich immer eine Momentaufnahme,
gewissermaßen Assoziationsketten meiner eigenen Gedanken. Vieles ist vermutlich in der philosophischen Grundsatzfrage verankert: Wo komm ich her, wohin geh’ ich... Es
sind sowohl zwischen- wie auch intramenschliche Aspekte. Wobei Alkoholmissbrauch auch mit dazu beigetragen hat, aber dies hat weniger mit Philosophie zu tun! Nebst
dem Inhalt der Worte spielt aber die „Musikalität“ der Worte eine zentrale Rolle. Ganze Songtexte sind aus zwei oder drei Worten entstanden, nur weil sie „musikalisch“ tönen.
inHard: Noch eine Botschaft an unsere Leser?
THIERRY PACHE: Vielen Dank fĂĽrs Lesen und kauft die CD! Wer lieber Vinyl mag,
meldet sich auf Facebook (www.facebook.com/fakirmusic). Hoffentlich sehen wir uns sehr bald in Clubs in Deutschland oder anderswo!
Rainer Guérich CD: We’ll See When We Get There (Phénix Records/New Music Distrib.)
www.myspace.com/fakirmusic www.facebook.com/fakirmusic
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