inHard: Glückwunsch zu eurem neuen
Album, von dessen Qualität ihr restlos überzeugt zu sein scheint. Schließlich habt ihr mit eurem Plattenlabel bezüglich des Erfolgs der Singleauskopplung „Countdown To
Insanity“ sogar eine Wette am Laufen!
Henning: Korrekt! Das Ding ist, dass wir an der neuen Scheibe praktisch 3 Jahre rumgearbeitet haben. Unsere Plattenfirma
hat während der ganzen Zeit die Füße still gehalten, was heute in der Szene auch nicht selbstverständlich ist. Und als wir den Jungs vom Label dann schließlich das
fertige Album vorgestellt haben, gab es einen Disput darüber, ob die Scheibe in dieser Form veröffentlichungsreif wäre oder nicht. Und dann ging das Ganze hin und
her. Wir hatten konkrete Vorstellungen darüber, wie die Platte veröffentlicht werden sollte, welches Video gedreht werden sollte usw. Letzten Endes lief die engagierte Diskussion zwischen uns und
unserer Plattenfirma darauf hinaus, dass ich mich irgendwann zu dem Satz hinreißen ließ, dass ich jede Wette eingehen würde, dass unsere Ideen in kommerzieller Hinsicht
funktionieren würden. Und dann haben wir da draus relativ schnell ‘ne Wette gemacht. Die Plattenfirma hat gesagt: „Okay, wir geben euch jetzt ein festes Budget, mit dem ihr
machen könnt, was ihr wollt. Wenn ihr mehr Geld zur Umsetzung eurer Vorhaben benötigt, müsst ihr das halt selbst investieren. Und wenn ihr für den Videoclip
‘Countdown To Insanity’ bis Ende des Jahres 100.000 Klicks auf eurer Homepage (www.hblx.de) bekommt, werden wir eure Auslagen bezahlen.“ Und da wir im Vorfeld
der Albumveröffentlichung einen großen sechsstelligen Euro-Betrag aus eigener Tasche vorgeschossen haben, sind wir natürlich extrem daran interessiert, diese
100.000 Klicks auf unserer Homepage möglichst schnell zu bekommen.
inHard: Ich denke doch, das ist zu schaffen...
Henning: Ja, wir sind auch sehr zuversichtlich. Nachdem der Videoclip seit 2 Wochen
auf unserer Homepage steht, haben wir schon 50.000 Klicks bekommen.
inHard: Dann sollte die Wette doch spätestens in 2 Wochen durch sein!
Henning: Ja, das wäre prima!
inHard: Jedenfalls könnt ihr mit dem musikalischen Ergebnis von „Open Letter
To A Friend“ doch sehr zufrieden sein. Eine sehr abwechslungsreiche Scheibe mit starken Songs wie „Here I Go Again“ und „Leaving“. Obwohl es für eine
Band sicherlich nicht einfach ist, sich nach einer 17jährigen Bandhistory und starken Alben (allen voran „Time To Move“ von 1994) immer wieder neu zu steigern!?
Henning: Rückblickend ist „Time To Move“ zweifellos das außergewöhnlichste Album,
das wir je gemacht haben. Insofern war es für alle nachfolgenden Alben natürlich sehr schwer da ranzukommen. Unsere neue Platte ist aber auf jeden Fall eine Scheibe, in
der sehr viel Energie, Pathos und Leidenschaft drinsteckt. Natürlich auch deshalb, weil wir - wie bereits gesagt - ein großes persönliches und finanzielles Risiko eingegangen
sind. Und die ganze Kritik im Vorfeld der Albumveröffentlichung hat uns nur darin bestärkt, noch selbstbewusster an die Sache ranzugehen. Obwohl wir natürlich extrem
dankbar von allen Seiten unterstützt werden.
inHard: Die Arbeiten an der Platte haben bereits 2005 im nordischen Skandinavien begonnen?
Henning: Genau, wir haben mit dem Songwriting schon relativ schnell nach
Fertigstellung von „No Excuses“ (2004) angefangen. Den Grundstein für das neue Album haben wir während 2 Wochen im Jahre 2005 in Dänemark gelegt. Anfang 2006
haben wir dann an dem Songmaterial in Schweden weitergearbeitet. Der Rest der Songs entstand dann im Laufe des Jahres 2006, weil ich während dieser Zeit auch
noch mit einer relativ schlimmen Stimmband/Kehlkopfentzündung zu kämpfen hatte.
inHard: Kehlkopfentzündung? Das ist wohl der Albtraum jeden Sängers! Was
kann man dagegen tun? Stimme schonen, zeitweise nicht mehr singen?
Henning: Weiß ich natürlich auch nicht so genau. Die Ärzte sagen natürlich, Stimme
schonen, möglichst wenig reden. Wer mich kennt, weiß allerdings nur zu gut, dass es nicht zu meinen größten Stärken zählt, die Schnauze zu halten. Ich hab’ diese Phase
dadurch überwunden, dass ich nach ‘ner Weile ganz allmählich wieder mit den Gesangsübungen angefangen habe. Und das hat dann geklappt!
inHard: Gab es denn während der „Reifezeit“ des Albums, also während der 3
Jahre, auch verschiedene Versionen von den Stücken?
Henning: Ja und nein. Grundsätzlich war es schon so, dass wir nach unserem Aufenthalt
in Schweden das Grundgerüst der Songs stehen hatten. Wir haben danach allerdings eine bestimmte Zeit gebraucht, um uns darüber klar zu werden, dass die Platte so und
nicht anders gut ist. Dass es unser Weg ist, den wir gehen wollen, sowohl was die Songs als auch die Arrangements betrifft.
inHard: Auf „Selfconversation“, dem siebten Stück der CD, ist sogar eine Opernsängerin zu hören. Wie kam es denn dazu?
Henning: Die Idee dazu kam mir, als ich mit unserem Co-Produzenten Jan Löchel in
unserem Studio in Münster bis 4 Uhr morgens an den Reglern saß. Wir wollten auf der Platte was ganz Besonderes haben und sind dann alle möglichen
Konzeptrock-Konstellationen durchgegangen. Und nach ein paar Gläsern Wein hat dann Jan, der übrigens ein exzellenter Sänger ist, spontan angefangen, eine
Opernsängerin zu imitieren. Und das war so klasse, dass wir uns nicht nur in die Hose gepisst haben vor Lachen, sondern das schließlich ziemlich gut fanden. Und dann
haben wird eben diese klassisch ausgebildete Opernsängerin ins Studio geholt, und diese klasse Nummer ist dabei herausgekommen...
Rainer Guérich CD: Open Letter To A Friend (X-Cell Records) www.hblx.de
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