inHard: Was kannst du
mir denn so alles ĂŒber euer neues Album âNothing Comes To The Endâ erzĂ€hlen?
MARC: âNothing Comes To The Endâ ist ein sehr vielseitiges Album geworden. Wie schon auf der ersten CD geht es
darum, in jedem Song eine Geschichte zu erzĂ€hlen. AuĂerdem wollten wir von Anfang an geradlinige Beats. Es ist ein Album, was sich so richtig in dich rein frisst, wenn du dir die Zeit
nimmst, es bewusst und vor allem komplett zu hören. Ich finde heute recht selten neue Scheiben, die mich so fesseln, das ich sie einfach nicht ausmachen kann. Bei vielen
neuen Alben fehlt es mir einfach an Abwechslung. Mit dem dritten Track ist alles erlebt, mal ganz abgesehen davon, dass ich selten den Bezug zwischen Text und Komposition erkennen kann.
inHard: Wie hat sich denn euer neuer Drummer Zacky in die Band eingefunden,
der kurz vor Beginn der Studiosessions zu euch gestoĂen ist? War das kein Problem?
MARC: Zacky ist ein absoluter Topdrummer! Es war eine Wohltat, ihn im Studio zu
haben. Auf âNothing...â gibt es keinerlei Schlagzeugschnitt wie beat detective oder andere Programmierung, was heute ja schon fast unĂŒblich ist. Die meisten Musikfans
glauben ja tatsÀchlich, dass ein Drummer auf ihrer Lieblingsscheibe richtig spielt... (lacht) Die Drums auf der CD sind sozusagen unbehandelt, ohne trigger und
Samplereplacements. Das gesamte GerĂŒst (Drums, Bass und Gitarre) von âNothing...â ist live eingespielt worden. Obwohl die Beats - wie schon erwĂ€hnt - sehr gerade
gewÀhlt wurden, hat Zacky sie mit vielen kleinen Finessen versehen.
inHard: Kannst du mir etwas ĂŒber die eigentlichen Studioarbeiten an der Platte erzĂ€hlen? Welche Erinnerungen habt ihr daran?
MARC: Das eigentliche SonggerĂŒst wurde in drei NĂ€chten aufgenommen. Nach der
Session sind wir dann zum Strand und haben Pommes gefrĂŒhstĂŒckt... (lacht) Die Vocals und die Overdubs haben dann etwas lĂ€nger gedauert. Keyboards, Samples und
Loops wurden auf der Stereo-CD schlichtweg fast komplett ausgeschaltet. Mit Ausnahme des Intros von âBelieveâ gibt es auf dem Album keine Keyboards, sondern
ausschlieĂlich Gitarrensounds. Die Samples in âGermsâ und âGirls Clubâ habe ich selbst aufgenommen.
inHard: Dass man euch als Band nicht einfach in eine bestimmte New Rock
Schublade stecken kann, hat schon eure erste CD deutlich gemacht. Auf eurem neuen Album wird das Tempo variiert, mal sind ohrgÀngige Melodien Trumpf
(â4/18â) oder ihr rockt straight nach vorne. Songs wie âGermsâ und âBeyoncĂ©â erinnern mit ihrer LĂ€nge von ĂŒber 7 Minuten gar an die glorreiche 70er/80er
Jahre Hardrock-Zeit. Habt ihr da bestimmte Spannungsbögen eingebaut, um den Hörer beim Hördurchlauf bei der Stange zu halten oder was war eure Intention?
MARC: Wir haben uns eigentlich kaum Gedanken ĂŒber die Reihenfolge der Tracks
gemacht, vielleicht mit Ausnahme von â4/18â als Opener. âGermsâ und âBeyoncĂ©â sind sehr atmosphĂ€rische Songs, die einfach etwas Zeit brauchen, um sich zu entwickeln.
Ansonsten ist das Album einfach sehr vielseitig. Die Kritiker haben teilweise ein Problem mit den lĂ€ngeren Songs. Ich finde, sie sind eine absolute Bereicherung fĂŒr das
Album. Man muss sich eben einfach drauf einlassen. Viele Radiostationen spielen den ganzen Tag denselben Kram, so dass man sich praktisch nicht entziehen kann und
teilweise unterbewusst Songs mitsingt, die oft echt mies sind... (lacht). Wer bewusst âNothing...â hört, wird viel entdecken, sich in dem einen oder anderen Text
wiedererkennen und merken, dass ein Song wie âSomethingâ nicht einfach so dahin plĂ€tschert, sondern einen richtig ergreifen kann.
inHard: Hast du bestimmte Songs auf der Platte, die ihr besonders mögt?
MARC: FĂŒr mich ist âGermsâ definitiv einer der besten Tracks des Albums, auch wenn
das einige Kritiker nicht so sehen. Wenn ich meine Anlage aufdrehe, dann bohren sich die âGermsâ praktisch in meinen Kopf. Gerade wegen âGermsâ erhalten wir unheimlich
viele Mails von den Fans, die den Song genau so interpretieren wie wir ihn komponiert haben.
inHard: Was bedeutet eigentlich der Songtitel â4/18â?
MARC: Es geht um den Kauf eines U-Bahn Sammeltickets in New York City. Kauft man
âne 5er Karte, so können nur 4 Tickets innerhalb von 18 Minuten gelöst werden. Da man das als WesteuropĂ€er nicht unbedingt weiĂ, wundert man sich, wenn die fĂŒnfte Person
in der Schranke hÀngen bleibt. Fragt man nach, so bekommt man die Antwort: 4/18 man...
inHard: Ich habâ auf eurer Webpage gelesen, dass ihr wĂ€hrend der Arbeit am
Songwriting eures neuen Albums auch mit dem Autor- und Filmproduzenten Wolfgang Dinslage (âDie Katze von Altonaâ) an einer Dokumentation gearbeitet habt. Kannst du mir darĂŒber bitte etwas erzĂ€hlen!
MARC: Wir haben die gesamte Platte live im Studio gespielt und alles mit 4 Kameras
festgehalten. Das sollte eine Beilage zur normalen CD sein... Als wir dann im Schnitt waren, kam das Metallica âSome Kind of Monsterâ Album, und die hatten uns
sozusagen die Idee weggeschnappt. Wir haben das dann verworfen, weil wir keine Lust hatten, dass uns jeder Kritiker als NachÀffer bezeichnet. Da haben wir einfach
Timing-Pech gehabt. Bei dieser Produktion hat uns Wolfgang Dinslage sehr unterstĂŒtzt, da er als Regisseur einfach den Kamerablick hat und sehr gut Spannung erzeugen kann.
inHard: Stimmt es, dass von euch demnÀchst eine DVD erscheinen wird bzw. in der Mache ist?
MARC: Dadurch, dass sich unser Line Up verÀndert hat, ist leider sehr viel Bildmaterial
nutzlos geworden. Wir haben die gesamte Produktion auf Video festgehalten und werden weiterhin alles auf Video dokumentieren. Vorrang hat fĂŒr mich allerdings
momentan der Surroundmix von âNothing Comes To The Endâ, der sehr viele zusĂ€tzliche Elemente enthalten und mit viel Bewegung im Raum sehr experimentell und
spektakulĂ€r werden wird. Gerade âGermsâ, âBeyoncĂ©â und âDownâ wurden im Hinblick auf einen diskreten Surroundmix komponiert.
inHard: Welche Mucke schiebst du eigentlich in deiner Freizeit in die Lade deines CD-Players?
MARC: Bei mir lÀuft Zappa, Tool, Manson, Purple und die göttlichen Who...
Rainer Guérich
CD: Nothing Comes To The End (7Hard/ HâArt) www.mafuba.net
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