inHard: âVoll Assiâ ist durchaus eine
Punkscheibe, wie sie auch in den 80er Jahren eingespielt worden sein könnte. Wenn man mal die textlichen BezĂŒge zur Gegenwart wie in âHartz IVâ oder âEl Kaida-Shuffleâ auĂen vor lĂ€sst...
Lars Besa: Ich sagâs gerne anders herum: Wir spielen heute auf unseren Konzerten immer auch unsere Songs aus den 80iger Jahren.
Und die sind eigentlich immer noch aktuell. NatĂŒrlich kann man auch die Kritik aufgreifen und sagen, dass unsere Texte aus den 80iger Jahren stammen, weil es unsere Band schon
damals gab. Aber das stimmt nicht. âFriss und stirbâ (scheiĂ Staat) auf unserer neuen CD entstand beispielsweise nach einer Hausdurchsuchung bei mir vor ca. 1 Jahr.
inHard: Wie kamâs denn dazu?
Lars Besa: Ach, da war noch âne Gerichtsverhandlung anhĂ€ngig, wo der zustĂ€ndige Richter mit meinen angeblich zu
geringen EinkommensverhĂ€ltnissen nicht zufrieden war. (lacht) Der gute Mann hat nur gemeint, dass ein Rockstar wie ich doch viel mehr verdienen mĂŒsste und darauf diese
Hausdurchsuchung angeordnet. Im Nachhinein mag das zwar vielleicht ganz witzig klingen, ist aber einfach nur Àtzend. Man sieht dadurch, wie gering die Schwelle zu
einem Staat geworden ist, der einen eigentlich nur ĂŒberwachen will.
inHard: Wechseln wir das unerfreuliche Thema. Woher nimmst du eigentlich die Lust und Freude, um nach 27 Jahren noch Punkmusik zu machen?
Lars Besa: Zwischen 1996 und 2000 hatten wir ja auch mal vier Jahre Pause. Damals
hatten wir uns âne Auszeit genommen, weil wir zwischenzeitlich mehr zu einer Punk-Unterhaltungs-Show verkommen waren. Aus dieser TretmĂŒhle mussten wir einfach
raus. Als wir dann als Band wieder anfingen, haben wir uns ganz konkrete Ziele gesteckt, die wir seitdem konsequent verfolgt haben. Wichtig ist uns, dass wir kreativ
sein können, ohne auf diesen ganzen Mist der TontrĂ€gerindustrie hören zu mĂŒssen. Deshalb haben wir auch unser eigenes Plattenlabel gegrĂŒndet. Und mittlerweile lĂ€uft das auch sehr gut.
inHard: Habt ihr auch ein eigenes Studio?
Lars Besa: Nein, wir mieten uns das nach Bedarf an und gehen dann ĂŒber mehrere
Strecken ins Studio. Meistens, wenn wir einige Songs im Ăbungsraum soweit fertig haben. Bei âVoll Assiâ hat sich das etwa ĂŒber einen Zeitraum von eineinhalb Jahren hingezogen.
inHard: Wie kamâs denn zu dem witzigen StĂŒck âIss nix Fisch mit Messerâ am CD-Ende?
Lars Besa: Das ist alte NoRMAhl-Tradition. Am Schluss einer CD haben wir meistens
immer etwas drauf, was mit Punk nicht so viel zu tun hat. Auf âIss nix Fisch mit Messerâ habâ ich einfach mal unseren Baden WĂŒrttembergischen MinisterprĂ€sidenten GĂŒnter Ăttinger ein bisschen verarscht...
inHard: Als Bundesdeutscher ist einem der Nachfolger von Herrn Teufel noch nicht so sehr gelÀufig...
Lars Besa: Das stimmt, Herr Ăttinger lĂ€uft eigentlich auch nur hier in Baden
WĂŒrttemberg durch die Gegend und eröffnet irgendwelche Stadtfeste. Viel hören tut man von dem nicht. Ab und zu geht er mit Herrn Stoiber mal spazieren, aber das hat sich ja jetzt auch erledigt.
inHard: Aber du scheinst schon ein Talent als Stimmimitator zu haben! Hast du noch mehr Personen drauf, deren Stimme du nachahmen kannst?
Lars Besa (lacht): Manchmal mache ich auch Stoiber, MĂŒntefering und den Schröder
nach. Ich betĂ€tige mich gernâ als Komödiant. Punkrock hat ja auch etwas mit Komödie und Leute verarschen zu tun.
inHard: Solch eine Stimmimitation kommt auf der BĂŒhne ja auch ganz gut rĂŒber...
Lars Besa: Klar, schon. Aber in erster Linie rocken wir natĂŒrlich auf der BĂŒhne. Das
bremst dann schon sehr, wenn man manchmal zuviel labert. Das habâ ich frĂŒher immer ganz gerne wĂ€hrend den Konzerten gemacht. Ich habâ das Problem aber mittlerweile ganz gut unter Kontrolle...
Rainer Guérich CD: Voll assi (Foobar /SPV) www.normahl.de
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