Timo: âZerrissenâ ist unser
erster Longplayer. Davor haben wir verschiedene Demos in wechselnden Besetzungen eingespielt.
inHard: Ich nehme mal an, dass euer Gruppensound schlieĂlich durch die Hinzunahme der beiden Geigen und Oboe entscheidend geprĂ€gt
wurde. Oder wann ist euer Kammermusik-Core entstanden?
Timo: SoundmĂ€Ăig ist unsere Musik eigentlich schon ganz frĂŒh entstanden. Als groĂe Fans der Inchtabokatables und Letzte Instanz (zu ihren
Anfangstagen), integrierten wir schon bald eine Geige in unseren Sound. Da wir aber nicht als Plagiate enden wollten, haben wir schlieĂlich entdeckt, dass durch die
kammermusikalische Besetzung inklusive Oboe ein sehr reizvoller Sound entstand. Ich danke an dieser Stelle auch Axel Krull (Theatre Of Tragedy, Leaves Eyes), in dessen
Studio wir die erste 2-Track-Promo aufgenommen haben und der uns bei der Produktion sehr geholfen hat, weil er ein sehr hartes Metal-Brett fÀhrt. Es war eigentlich
recht schnell klar, dass wir bei Alex auch unser erstes Album aufnehmen wĂŒrden.
inHard: Die eigentliche Studiosession fand bereits im April 2004 statt?
Timo: Ja, wir wollten die Platte theoretisch auch schon vor einem Jahr veröffentlichen,
aber da kam uns die Tour mit Waltari dazwischen. Wir haben es damals einfach nicht geschafft, die CD bis Tourbeginn fertigzustellen. Also sind wir dann mit den Jungs auf
Tour und konnten unseren Zuschauern leider keine CDs verkaufen. Was natĂŒrlich sehr Ă€rgerlich war.
inHard: Ihr habt die Songs also quasi vor der offiziellen CD-Premiere live gespielt!
Timo: Ja, das Angebot von Vielklang, mit Waltari auf Tour zu gehen, kam damals fĂŒr uns
völlig unerwartet. Wir haben dafĂŒr auch kein Geld bekommen und sind nur zu fĂŒnft auf Tour gegangen. (lacht) Das war schon komisch. Von unserer regulĂ€ren
Siebener-Besetzung mussten wir aus Budget-GrĂŒnden eine Gitarre und eine Violine zuhause lassen. Das werden wir in Zukunft auch nicht mehr machen. Da war unser
letztjÀhriger Auftritt auf dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig in 7er StÀrke schon wesentlich cooler...
inHard: Haben eure beiden Geiger und der Oboist denn eine klassische Vorbildung?
Timo: Ja, die können Noten vom Blatt abspielen, was bei Metal-Gitarristen nicht
unbedingt ĂŒblich ist. (lacht) Das ist schon sehr beeindruckend!
inHard: Wird wÀhrend der Konzerte der Geigensound denn verstÀrkt, damit er im Klangbild nicht untergeht?
Timo: Klar, es gibt spezielle Piezo-Tonabnehmer fĂŒr Geigen, die direkt ins Pult
gestöpselt werden. Mit Mikro hĂ€tte die Geige gegen den lauten BĂŒhnensound sonst keine Chance. Auf lĂ€ngere Sicht hin werden wir unsere Besetzung aber irgendwann auf
E-Eigen umstellen. Momentan funktioniert es aber noch ganz gut, obwohl mancher Tontechniker auf der BĂŒhne seine Probleme damit hat, die Geigen im Zaum zu halten...
inHard: Als SĂ€nger bist du sicherlich auch fĂŒr die Texte auf eurer Platte verantwortlich. Wodurch hast du dich inspirieren lassen?
Timo: Als âVolkswirtschaftsâ-Student lasse ich mich gerne durch die Geschichte
inspirieren, insbesondere durch Vordenker wie Platon und Thomas Morus. Davon bin ich schon sehr fasziniert. NatĂŒrlich gibt es auch viele Dinge des alltĂ€glichen Lebens, die
ich in meinen Texten verarbeite. Zum Beispiel in âTrĂ€nen fĂŒr euer Blutâ, in dem es darum geht, dass man alle Menschen unabhĂ€ngig ihres Ranges oder ihrer Religion gleich
behandeln sollte. Diese Erfahrung wurde mir auch wÀhrend meines halbjÀhrigen Praktikums beim Berliner Label Vielklang zuteil. Leute aus der Musikbranche, die mich
zuvor am Telefon noch nicht mal sprechen wollten, waren plötzlich unheimlich zuvorkommend und freundlich. Solch ein Verhalten ist schon schockierend und sollte eigentlich nicht vorkommen...
Rainer Guérich CD: Zerrissen (Rabazco/Soulfood)
www.remember-twilight.de
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