inHard: Seit wann gibt es Skullboogey und wie habt ihr euch getroffen?
Stefan: Ich habe klassisch eine Anzeige aufgegeben: "Songwriter, SĂ€nger und Multiinstrumentalist sucht
Musiker.â Meine damalige Band hatte sich getrennt, und ich hatte haufenweise Songs. Also musste eine neue Band her. Chris meldete sich auf die Anzeige und damit war der Grundstein gelegt. Relativ
schnell kam Jens (leadguitar) dazu, und damit waren wir sozusagen komplett. Seit acht Jahren hat sich an dem "Skullboogey-Dreigestirn" nichts geÀndert. Nur an Drummern haben wir
inzwischen einen leichten VerschleiĂ zu vermelden. Unser inzwischen vierter Drummer Ben ist aber eine Bank!
Chris: Als Stefan und ich uns kennenlernten, hatten wir beide gerade einen Bandsplit
hinter uns. Wir hatten zunÀchst keinen Bock auf Business und wollten einfach nur rocken. Das Songmaterial war aber einfach zu gut, um es im Proberaum versauern zu lassen
Stefan: 2003 kam dann das erste Album "Life Is A Pity" raus. Wir spielten in Clubs und
auf Festivals bis wir 2007 endlich mit "Dead $ Sold" einen wĂŒrdigen Nachfolger am Start hatten. Die Kritiken waren sehr gut, aber wir hatten eine harte Zeit, da Chris mit
gesundheitlichen Problemen zu kÀmpfen hatte. Zwischenzeitlich mussten wir ihn live sogar durch jemand anderen ersetzen. 2009 spielten wir dann vor allem Festivals, um
uns bei möglichst vielen Leuten wieder ins Bewusstsein zu drÀngen.
inHard: Was könnt ihr mir denn so alles ĂŒber die Studioarbeiten zu eurem dritten Album erzĂ€hlen?
Chris: Der erste Schock kam, bevor es ĂŒberhaupt richtig los ging. Im geplanten
Zeitfenster fĂŒr die Aufnahmen, hatten wir mal wieder keinen Drummer. Wir wollten das Ganze dann natĂŒrlich erst mal verschieben. Ich habe dann aber Stefan direkt gefragt,
ob er sich vorstellen könnte, diese Aufgabe auch noch zu ĂŒbernehmen. Das Ergebnis hört man jaâŠ
Stefan: Als Songwriter, Producer, Gitarrist und SĂ€nger sind die
Skullboogey-Aufnahmen fĂŒr mich immer ziemlich stressig. Aber ich will nicht jammern, es hat viele Vorteile. Da wir in meinem Studio arbeiten, kann ich meine Zeit gut
einteilen und mich voll und ganz auf die Sache konzentrieren. Als Producer bin ich aber auch kein Studio-Diktator. Ich schÀtze und brauche zwischendurch immer die Meinung
der anderen. Wenn ich einen bestimmten Abschnitt abgeschlossen habe, kriegen die Jungs Rough-Mixe und Ă€uĂern dazu ihr Lob oder ihre Kritik. Da wir nicht eben nebenan
wohnen, geht bei uns vieles ĂŒbers Internet. Um nicht alle Entscheidungen alleine zu fĂ€llen, habe ich den Endmix diesmal zusammen mit Chris gemacht. Mit einer zweiten
Meinung fallen einem gerade die finalen Entscheidungen leichter...
inHard: Eure Balance zwischen Melodie, HÀrte und EmotionalitÀt ist sehr
gelungen, wobei die CD auch aufnahmetechnisch ĂŒberzeugen kann. In "III" steckt jede Menge Herzblut, das hört man! Habt ihr fĂŒr manch' flirrende Sounds
vielleicht auch alte VerstÀrker oder RöhrengerÀte zum Einsatz gebracht?
Stefan: FĂŒr mich funktioniert Musik nur mit EmotionalitĂ€t, die auch weich sein darf,
solange sie echt ist. Am Besten funktioniert das fĂŒr mich, wenn die Musik dazu heftig Schub gibt. Bestes Beispiel hierfĂŒr sind das TitelstĂŒck "Fast Way's Down" und das
textlich schon sehr krasse "Unkown Kid". Ich versuche immer, die Interpretation dem Inhalt möglichst nahe zu bringen. Das ist stimmlich nicht immer leicht, aber ich denke
auf "III" ist es uns wieder hervorragend gelungen. Gitarrenriffs sind in der Tat das HerzstĂŒck der Skullboogey-Songs. Wir spielen eher auf Kraft als auf VirtuositĂ€t.
Rhythmus ist das SchlĂŒsselwort. Die Produktion war diesmal sehr interessant, da wir versucht haben, von den herkömmlichen Sounds mal ganz wegzukommen. Wir haben
sogar mit Guitar-Amp-Simulatoren gearbeitet. Allerdings haben wir am Schluss fast alle diese Takes in die Tonne gerammt und die Gitarren dann doch nochmal mit echten
Amps aufgenommen. So ist das: Learning By Doing. Wir benutzen aber eher moderne Amps. AuĂerdem hat Chris mit "Mainframe Mixmasters" ein super
Analog-Mastering-Studio aufgetan, welches aus unserem Mix wirklich noch viel rausgekitzelt hat.
inHard: Bis auf "Unknown Kid" stammen alle Songs aus der Feder von Stefan.
Gibt es dann im Proberaum noch genĂŒgend Freiraum fĂŒr den Input der restlichen Bandmitglieder, wobei ja insbesondere auch die Leadgitarre von
Jens Urban ein wichtiges Skullboogey-Trademark darstellt. Vielleicht könnt ihr mir hierzu mal eure Herangehensweise erlÀutern?
Chris: Sicher, es gibt mehr als genĂŒgend Freiraum fĂŒr die KreativitĂ€t der anderen.
ZunĂ€chst einmal muss man sich glĂŒcklich schĂ€tzen, ĂŒberhaupt mit einem Songwriter wie Stefan zusammen zu arbeiten. Es gab Zeiten, da bekamen wir alle 3 Monate 6-8
neue Demosongs zu hören. Wir entscheiden dann alle zusammen darĂŒber, welche der StĂŒcke wir fĂŒr die Liveshows vorbereiten wollen. Allein die Tatsache, dass ein
Arrangement auf einer Aufnahme nicht immer live funktioniert, fordert Ideenreichtum der Mitmusiker beim Proben. Die letzte Entscheidung hat aber immer der SĂ€nger.
inHard: Meine LieblingsstĂŒcke auf der Scheibe sind das tempovariierende und
gringende "Unknown Kid", das mit einem atmosphÀrischen und Funky Bass eingeleitete "Hell" und "Breathe", eine sehr gelungene Akustikballade von
euch mit warmen Vocalflow. Könnt ihr mir zur Entstehung dieser Nummern bitte etwas erzÀhlen?
Stefan: "Unknown Kid" war eine Instumental-Leiche aus Chris' Vergangenheit, die er
irgendwann arrangiert und nur mit Drums aufgenommen hat. Mir gefiel das Feeling der Nummer auf Anhieb, und ich habe zuhause im Studio die Riffs und die Vocals dazu
geschrieben. Die vielen Babymorde, die zu der Zeit durch die Medien gingen und die krasse Amstetten-Geschichte haben den Text inspiriert. "Hell" ist witzigerweise einer
der Ă€ltesten Songs auf der Scheibe. Wir hatten ihn vor Jahren schon einmal hier und da gespielt, und Jens mochte den Song immer sehr gerne. Er schlug ihn fĂŒr "III" vor.
Eigentlich wollte ich sogar noch einen neuen Text schreiben, da er etwas Comedy-mĂ€Ăig ist, aber ich entschied mich dagegen und bereue es auch nicht. Humor
gehört zum Leben, und wir haben uns noch nie zu ernst genommen. "Breathe" ist eine der Nummern, die einfach aus mir herausgeflossen sind. Diese StĂŒcke haben meist
etwas sehr NatĂŒrliches. Man setzt sich mit der Gitarre hin und hat kurze Zeit spĂ€ter einen Wahnsinns-Song. Andere StĂŒcke brauchen manchmal leider auch mal ein Jahr
im Proberaum, bis sie so sind, dass sie funktionieren...
Rainer Guérich CD: III (Finest Noise/Cargo) www.skullboogey.de
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